Heute möchte ich mit einem kleinen Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung als Mutter beginnen.
Ich bin sehr früh Mutter geworden. Nicht immer war mir bewusst, ob es richtig oder falsch ist, wie ich mich meiner ersten Tochter gegenüber verhalte. In einigen Situationen kam ich auch immer wieder an meine mentale Grenze, so wie bei dieser:
Als meine 3-5 Monate alte Tochter, sich noch mehr aus Reflex, als aus eigener Koordination auf den Bauch legte, kam sie oft aus eigener Kraft wieder nicht zurück in die Rückenlage. Natürlich hielt ich es nur schwer aus, wenn sich mein Kind mit Geschrei versuchte, aus dieser Lage zu befreien. Hier war es wichtig, Trost zu spenden, sie auf den Arm zu nehmen und ihr zu zeigen, dass ich da bin. Ebenso war es wichtig, in den immer wiederkehrenden Situationen, ihr die Möglichkeit zu lassen, sich selbstgesteuert oder auch durch Zufall zurück in die Rückenlage zu bringen. Das forderte mir viel Geduld und mentale Stärke ab.
Heute weiß ich, die gesündesten Körperlagen für ein Kind sind die, in die es sich selbst bringt. Sie sind wichtig für die eigene Wahrnehmung und das eigene Körpergefühl.
Ihr Kind braucht für eine gesunde Entwicklung die Möglichkeit, sich und seinen Körper kennenzulernen, an seine Grenzen zu stoßen, um über sich hinauszuwachsen. Dabei bieten eine achtsame Begleitung sowie ein geschützter Raum die Sicherheit, die Ihr Kind benötigt, um an jeder Herausforderung zu wachsen.
Natürlich ist es nicht immer leicht. Gerade als Ersteltern stoßen Sie mit Ihrem Kind auch an eigene Grenzen. Besorgt und aufmerksam wollen Sie nichts verpassen. Und die Angst ist manchmal größer als das Vertrauen in Ihr Kind.
Im ersten Lebensjahr Ihres Kindes entwickelt sich so viel. In erster Linie auch die tiefe Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Ebenso ist die körperliche Entwicklung Ihres Kindes geradezu rasant:
Vom Liegen zum Greifen, vom Erforschen mit allen Sinnen bis zum Drehen und Fortbewegen. Das Erkunden der Umwelt und wie sich sein Körper zu und in dieser Umwelt verhält. Das Köpfchen heben, es halten und vor Allem es zu kontrollieren. Der Übergang von Reflexbewegungen und selbstgesteuerter Koordination ist fast fließend.
Warum ist es so wichtig für Kinder, so viele Erfahrungen wie möglich im Bereich ihrer Körperwahrnehmung zu machen?
Säuglinge und Kinder, die in den ersten 3 Lebensjahren ihren Körper und die, damit verbundenen eigenen Ressourcen und Grenzen kennenlernen, entwickeln viel Resilienz (=emotionale Belastbarkeit) in den verschiedensten Bereichen.Sie kennen Frustration, sie entwickeln soziale und mentale Kompetenzen und Handlungsstrategien. Dies ist ausschlaggebend für ihre weitere Entwicklung.
Welche Rolle spielen wir als Eltern und wie können wir diese Entwicklung unserer Kinder begleiten und unterstützen?
Sehr oft besuchen mich Eltern mit genau dieser Kernfrage. Dafür gibt es kein Rezept oder eine Bedienungsanleitung. Sie als Eltern handeln immer geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen, durch äußere Einflüsse, vermeintlich suggeriertes Wissen und durch vieles mehr. Liebevolles, achtsames, verständnisvolles und bedürfnisorientiertes Begleiten ist nur möglich, wenn Sie ein Bewusstsein dafür entwickeln und hinterfragen, was Sie und ihr Handeln beeinflusst. Dabei heißt es, nicht nur um diese Einflüsse zu wissen. Es ist die Kunst, sich immer wieder zu reflektieren und zu prüfen, aus welchem Bedürfnis man selbst gerade handelt.
Ich begleite Eltern genau hier:
Ich mache aufmerksam auf die elterliche Persönlichkeitsentwicklung die korreliert mit der Entwicklung ihres Kindes. Und ich bin davon überzeugt, dass das Elternwerden und das Elternsein die schönste und größte Herausforderung im Leben eines Menschen ist. Sie bietet die Möglichkeit, sich jeden Tag neu kennenzulernen und mit seinem Kind über sich hinaus zu wachsen.
Leseempfehlung zur Vertiefung des Themas:
Emmi Pikler: Friedliche Babys - zufriedene Mütter ISBN 978-3-451-06074-8
Verfasst am 3.Oktober 2019 von Solveig Kröger-Heß
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